4.000.000.000.000 Dollar Gewinn. Nicht Umsatz. Gewinn. So viel haben alleine die Öl- und Gaskonzerne letztes Jahr an Profiten eingefahren[i]. Eine Steigerung um fast 200 Prozent zu den ohnehin schon obszönen Renditen davor.
Und dann sind da noch die restlichen Energiekonzerne, die Banken, die Versicherungen, die Lebensmittelkonzerne, die Baustoffkonzerne, die Rohstoffkonglomerate, die digitalen Oligopole ala Microsoft, Facebook und Konsorten und noch viele mehr. Sie alle haben letztes Jahr mehr eingenommen, als jemals in ihrer Unternehmensgeschichte davor.
Ist das der Dank für die Pandemie?
Über zwei Jahre Pandemie, wo auf einmal nicht mehr galt, dass Unternehmer ja auch ein Risiko tragen müssen, haben wir alle mit unserem Geld die Unternehmensgewinne finanziert. Mit der Cofag sogar massiv überfördert und manche Unternehmer haben während Corona mehr Geld und Gewinn gemacht, als davor. Und was ist der Dank dafür? Dass jetzt sehr viele von ihnen die Inflationskrise, ausgelöst durch die russischen Diktator und seinen gesteigerten Wünschen nach Gaseinahmen, schamlos ausnützen. Ja, viele Preise haben sich durch die gestiegenen Energiepreise kurzfristig erhöht werden müssen, aber dabei blieb es nicht. Viele Unternehmen haben ihre Profitmargen deutlich erhöht und haben damit die extremen Inflationsraten ausgelöst. Das war keine Naturkatastrophe, etwas außer unserer Macht stehende, sondern eine ganz bewusste Entscheidung.
Und was tut Türkis-Grün?
Nachdem offensichtlich rein gar nichts aus der kürzlich vom Verfassungsgerichtshof auch noch als illegal erklärten Cofag gelernt wurde, werden aktuell wieder Unternehmen gefördert. Völlig unabhängig davon, ob sie es brauchen, werden auch höchstprofitable Konzerne mit unserem Geld in Form des Energiekostenzuschusses subventioniert. Also die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler finanzieren schon wieder die Gewinne und Übergewinne der Unternehmen.
Und das in einer Zeit, in der die Reichen und Überreichen reicher sind als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Was natürlich absolut selbstverständlich ist, denn die Profite der Unternehmen gehören ja jemanden, den Aktionären und Aktionärinnen und das sind in der Regel reiche und überreiche Menschen. So hat das reichste ein Prozent der Weltbevölkerung seinen Überreichtum in nur zwei Jahren von 2021 bis 2022 um 26 Billionen Dollar gesteigert. Also ein Vielfaches der gewaltigen Zahl am Anfang dieses Textes und der Großteil der Vermögenszuwächse überhaupt. So erhielt zum Beispiel zwischen 2020 und 2021 in Deutschland das Top 1 Prozent von allen Vermögenszuwächsen 81 Prozent, während für den Rest, die 99 Prozent insgesamt nur 19 Prozent mehr übrig blieben[ii].
Gleichzeitig leben wir wieder in einer Welt, und das war lange Zeit anders, in der Armut wieder steigt. Schon rund eine Milliarde Menschen sind wieder wie am Hungern und knapp zwei Milliarden Arbeiterinnen und Arbeiter leben in Ländern, in denen die Inflation derzeit höher sei als die Lohnsteigerungen. All das betrifft aber nicht mehr nur Menschen im globalen Süden. Heute wächst die Armut auch überall im reichen Norden, was dazu führt, dass zum Beispiel in London mittlerweile jeder Fünfzigste Mensch obdachlos ist[iii].
Wenn wir also Banken mit Steuergeld retten. Wenn wir Unternehmen durch Pandemien tragen. Wenn wir Energiekostenzuschüsse an Firmen überweisen. Dann finanzieren wir damit Profite, die auf den Konten der Reichsten der Reichen landen und wir sorgen damit auch dafür, dass für den Rest der Völker noch viel weniger übrig bleibt.
Mit dem Kapitalismus der Nachkriegszeit hat dies nichts mehr zu tun, obwohl es natürlich noch immer Kapitalismus ist. Es geht weiterhin um bedingungslos um Profitmaximierung, die auch vor der Zerstörung von Umwelt und Klima nicht zurückschreckt, nur muss heute durch politisch und gewerkschaftlich inexistente Gegnerschaft immer weniger Rücksicht genommen werden. Und so verändert sich auch gesellschaftlich unglaublich viel und es entsteht eine Art neuer Adel bzw. ein Superadel, denn der Reichtum der heute Überreichen stellt alles Vergangene in den Schatten. Von einem Neufeudalismus zu sprechen, ergibt wohl zur Verdeutlichung des Status Quo Sinn.
Aber es gibt auch einen Lichtblick, denn das System kracht an allen Ecken und Enden und die Gier der Reichen hat sie und die Welt in exakt die gleiche Situation gebracht, die wir Anfang des 20. Jahrhundert schon einmal hatten. Hochmut kommt vor dem Fall und dieser ist heute wie damals nicht weit.
[i] https://www.reuters.com/business/energy/oil-gas-industry-earned-4-trillion-last-year-says-iea-chief-2023-02-14/
[ii] https://www.oxfam.de/ueber-uns/aktuelles/soziale-ungleichheit-krisen-profite-reichstes-prozent-kassiert